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Barbara Tonnelier
Vorstandsvorsitzende
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Fast täglich ein Femizid
360 Frauen wurden bei uns im letzten Jahr getötet, weil sie eine Frau sind. Zum Aktionstag gegen Gewalt an Frauen machte am Freitag ein breites Bündnis darauf aufmerksam.
Kehl. Ein schneidender Wind wehte über den Kehler Marktplatz, als die Organisatorinnen des Kehler Aktionsmonats gegen Gewalt ihr Zelt neben der Friedenskirche aufbauten – ein etwas unglücklicher Platz, der den Frauen zugewiesen wurde, und der dem Ernst der Lage nicht gerecht wurde.
Der 25. November wurde vor gut drei Jahrzehnten von den Vereinten Nationen als „Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ ausgerufen, im angelsächsischen Raum auch „Orange Day“ genannt. In Kehl werden seit einigen Jahren im ganzen Monat November Aktionen rund um das Thema angeboten – zum Beispiel Vorträge, Theaterstücke, Präventionsworkshops oder Konzerte.
Am Aktionstag am Freitag verteilten die Frauen orangefarbene Kekse, um die Wochenmarkteinkäufer für das Thema zu interessieren und zu ihrem abgelegenen Stand zu lotsen. Die Kehler Frauen-AG hatte 30.000 Bäckertüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ drucken lassen und an die Marktbeschicker sowie an Kehler und Willstätter Bäckereien verteilt. „Ich war doch sehr überrascht, dass einige namhafte Bäcker und Metzger nicht mitmachen wollten“, sagt Juliane Peter, Leiterin des Frauen- und Familienzentrums. Dafür hat der große Bulettenbrater am Stadtausgang die Tüten gerne genommen.
Dass das Thema aktueller ist denn je, zeigte die am Dienstag vorgelegte Statistik des Bundeskriminalamts, aus der hervorgeht, das geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten zunehmen. 360 Frauen wurden 2023 Opfer eines Femizids, in 80 Prozent der Fälle wurden sie von ihrem (Ex-)Partner getötet. 578 weitere Frauen überlebten einen Tötungs-Versuch. Über 52.000 Frauen und Mädchen erlebten sexuelle Gewalt, das sind 3000 Fälle mehr als im Vorjahr – und über die Hälfte der Opfer waren minderjährig. Und nicht zuletzt waren im vergangenen Jahr 180.000 Frauen häuslicher Gewalt ausgesetzt. Und das sind nur die Fälle, die angezeigt wurden. Die Dunkelziffer ist ungleich höher.
Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter: Körperverletzung, Vergewaltigung, sexuelle Belästigung, Genitalverstümmelung, häusliche Gewalt, aber auch Zwangsheiraten, Stalking und digitale Gewalt gehören dazu, ebenso Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und Zuhälterei.
Die Kehler Frauen-AG verlas an ihrem Stand die bislang in diesem Jahr dokumentierten Femizide: Eine 15-Jährige, die von ihrem Freund gewürgt wurde und am Neujahrstag 2024 an den Folgen verstarb, ein anderes Mädchen wurde von ihren Eltern getötet, weil ihnen „ihr Lebenswandel nicht gefiel“, eine Frau, die von ihrem Mann umgebracht wurde, weil sie ihn verlassen wollte, ein anderer löschte gar seine ganze Familie aus. Eine Reihe pinkfarbener Schuhe wies den Passanten den Weg zum Aktionsstand, doch wegen der Kälte blieben nur wenige stehen – und Männer schon gar nicht: „Viele Männer haben das überhaupt nicht auf dem Schirm, weil sie das Thema nicht betrifft“, sagt Barbara Tonnelier von der Bürgerstiftung Kehl. Um so wichtiger ist es, immer wieder auf die gegen Frauen gerichtete Gewalt aufmerksam zu machen und die andere Hälfte der Menschheit dafür zu sensibilisieren.
Infobox: Aktionsmonat gegen Gewalt
Bereits zum vierten Mal hat ein breites Bündnis von Organisationen in Kehl den November zum Aktionsmonat gegen Gewalt ausgerufen. In diesem Rahmen besuchte das Präventionstheater „Mensch:Theater“ die Kehler Schulen, in der Hochschule fand ein Vortrag zur Frauenhausbewegung statt, es gab Workshops zur Zivilcourage für Schüler und am heutigen Montag, dem Internationalen Aktionstag gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen, wird im Kehler Kino der italienische Film „Morgen ist auch noch ein Tag“ gezeigt. Der Eintritt ist frei.
Die beteiligten Organisationen sind die Bürgerstiftung Kehl mit dem Fachausschuss Gewalt, die Kehler Frauen-AG, das Frauen- und Familienzentrum, der Trägerverein des Offenburger Frauenhauses – Frauen helfen Frauen, der Club Soroptimist Offenburg-Ortenau, der Inner Wheel Club Ortenau, die Caritas und das Diakonische Werk sowie die Psychologische Beratungsstelle. Einige der Organisationen sind im Netzwerk Häusliche Gewalt aktiv.
BU1: Frauen aus dem Organisationsbündnis verlesen am Aktionsstand die 2024 dokumentierten Fälle von Femiziden in Deutschland.
Nina Saam, 25.11.2024
„Big brother“ für den Darm
Acht Sponsoren aus der Region machten die Ersatzbeschaffung eines Geräts möglich, das Ärzten und Patienten bei der Darmspiegelung gleichermaßen zugutekommt.
Kehl. Dank vieler Sponsoren konnte ein neuer Scope Guide für die Endoskopie angeschafft werden, der sowohl den Patienten des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), besser bekannt als das Ärztehaus, und denen des daneben liegenden Kehler Krankenhauses zur Verfügung steht.
„Das ist eine schöne Aktion, die zeigt, was passieren kann, wenn man zusammensteht“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hanauerland, Wolfgang Huber, auf der Pressekonferenz am Freitag, bei der das Projekt vorgestellt wurde. „Für eine einzige Organisation wäre es zu viel gewesen.“ Der Förderverein des Ortenau-Klinikums Kehl und sieben Co-Sponsoren aus Kehl, Rheinau und Willstätt haben die Ersatzbeschaffung für das alte Endoguide-System unterstützt, das seit 2012 seinen Dienst im Kehler Krankenhaus verrichtet hat und nun wegen fehlender Updates nicht weitergenutzt werden kann. „Ohne diese acht Organisationen wären die Menschen im Hanauerland ärmer“, lobte Huber.
Das Endoguide-System erleichtert den Ärzten die Arbeit bei der Darmspiegelung: Der Guide schwebe wie ein kleine Satellitenschüssel über dem Patienten und ermögliche es den Untersuchenden genau zu sehen, wo das Koloskop im Darm liege, erläuterte der Leitende Oberarzt Dr. Michael Scholz. Da der Endoguide mit Magnetfeldern arbeite, sei das System strahlungsfrei – im Gegensatz zu den (mobilen) Röntgengeräten, die in anderen Krankenhäusern bei schwierigen Spiegelungen zum Einsatz kommen und die mit einer Strahlenbelastung für den Patienten, aber vor allem für das medizinische Personal, das meist mehrere Untersuchungen pro Tag vornimmt, einhergehen. „Mit dem Scope Guide haben wir in Kehl ein Alleinstellungsmerkmal in der Ortenau“, so Scholz.
Das Endoguide-System wird im Ärztehaus installiert, betonte der Gastroenterologe Hermann Bauer, der dort eine Praxis betreibt. Das Ortenau-Klinikum darf das Gerät mitbenutzen, aber nicht eines Tages „abziehen“, wenn das Kehler Krankenhaus geschlossen wird: „Der Endoguide soll der Kehler Bevölkerung dienen.“ Bauer nahm bei der Gelegenheit OB Wolfram Britz in die Pflicht, sich darum zu kümmern, dass die medizinische Versorgung in Kehl bestehen bleibt: „Es wird Defizite geben, ein MVZ ist kein Ersatz für ein Krankenhaus“, sagte er. Es könne nicht angehen, dass Kehler wegen jeder kleinen Schnittwunde nach Offenburg fahren müssten. Auch viele Mitarbeiter des Kehler Klinikums seien nicht erpicht darauf, bald in Offenburg oder Achern arbeiten zu müssen.
„Ich bin kein Verfechter der Agenda 2030, aber ich muss den demokratisch gefällten Kreistagsbeschluss mittragen“, sagte OB Britz, der vor seiner Wahl selbst als Pfleger im Krankenhaus tätig gewesen war. „Ich bin nicht der Einzige, der für Kehl zuständig ist.“ Das Aus für das Kehler Krankenhaus werde wahrscheinlich schneller kommen als geplant, da die Bauarbeiten in Achern gut vorankämen. Das MVZ müsse nun weiterentwickelt werden, weshalb er sich mit dem neuen Landrat Thorsten Erny treffen wolle, der als Bürgermeister von Gengenbach die Schließung „seines“ Krankenhauses miterleben musste: „Wir sollten nicht jammern, sondern in die Zukunft schauen“, meinte Britz.
Für den Vorsitzenden des Fördervereins Dr. Rolf Ermerling, einst ärztlicher Direktor des Kehler Krankenhauses, hat die Ersatzbeschaffung des Endoguides auch eine gewisse politische Bedeutung: Für den Erhalt einer Abteilung für Endoskopie in Kehl, auch wenn das Krankenhaus dicht macht – im Kehler MVZ.
Infobox: Die Sponsoren
Das neue Endoguide-System, das auf dem Gebrauchtmarkt gefunden wurde, schlägt mit rund 25.000 Euro zu Buche. Initiator der Ersatzbeschaffung ist der Chefarzt der „Inneren“ des Kehler Krankenhauses, Dr. Stefan Hambrecht. Ein Teil stammt aus Mitteln, die seiner Abteilung zur Verfügung stehen, einen großen Teil der Summe bringt der Förderverein des Ortenau-Klinikums Kehl auf. Den Rest des Anschaffungspreises finanzieren die Bürgerstiftungen Kehl, Rheinau und Willstätt, die Carl-Friedrich-Geiger-Stiftung, der Lions Club, die Volksbank Bühl und die Sparkasse Hanauerland. Für den 2008 von Dr. Claus Dieter Seufert gegründeten Förderverein ist die Ersatzbeschaffung des Gerätes für die Endoskopie das bislang größte finanzielle Projekt.
Auch das 2012 angeschaffte Vorgängersystem wurde mit Hilfe von Sponsoren finanziert. Einer davon war Uli Hoeneß, der damals einen Vortrag bei der Sparkasse Hanauerland hielt und seine Gage für den Endoguide spendete.
Nina Saam, 25.11.2024